Freitag, 25. April 2014
Warum nur ich (Version.2.)
bloggerstory, 20:25h
Das einzige was ich auf meinem Körper trage ist ein luftiges, knielanges, dunkelblaues Kleid, mit einem Paar handgemachter Sandalen und einem Paar Damenhandschuhe. Selbst im Winter ist es nicht kalt. Also brauche ich mir keine Sorgen wegen der Kälte zu machen.
An manchen winterlichen Tagen könnte ich mich sogar ganz entspannt sonnen. Warum haben Leute wie ich einen ganzen Schrank voller warmen, dicken, weichen, schweren und schönen Mänteln, wenn wir sie sowieso selten benutzen. Außerdem bin ich selten gereist. Meisten nur quer durch das Land, aber nirgendwohin wo es kälter oder wärmer ist.
Seufzend laufe ich zum Spiegel und beobachte mich kritisch. In mir sehen alle eine junge Königin, doch das will ich nicht sein. Ich sehe auch nicht einmal so aus wie eine. Eher wie ein junges Stadtmädchen am Morgen. Meine dunkelroten Haare hängen reizlos und gelangweilt an meinen Kopf. Vielleicht sollte ich einen Zopf flechten. Das wäre zu brav.
Ich kann kaum eine meiner Lieblingsfrisuren nehmen. Alle werden mich erkennen.
Sanft schließe ich meine Augen und taste vorsichtig nach einer Schere.
Meine Hand umfasst ruhig das scharfe Gestell und ich habe auch keine Angst.
Nichts kann mich aufhalten das zu tun! Niemand hat mir befohlen das zu tun. Ich öffne meine Augen und starre direkt in mein Spiegelbild. Grüne, katzenähnliche Augen, eine kurze Nase, hohe Wangenknochen, eine breite Stirn über meinen langen Lippen mit meinen roten Locken. Niemand zwingt dieses Mädchen das zu tun!
Ich nehme einen tiefen Atemzug. Eigentlich weiß keine was ich vorhabe.
Bald wird es anders sein, doch dann bin ich frei!
Dann bin ich in den weiten, endlosen Wäldern ohne Gesetzen und Regeln. "Ich tue das nicht weil ich muss," sage ich mit klarer, fester Stimme zu mir selbst und blinzle mehrmals, "Ich tue es, weil ich es so will!"
Lächelnd lasse ich eine Haarsträhne durch zwei meiner Finger gleiten, bevor ich sie zur Hälfte abschneide. Jetzt reicht sie mir nur noch bis zum Kinn, doch ich werfe keinen Blick darauf, sondern mache weiter.
Als ich die nächste Haarlocke abschneide, gleitet sie auf den Boden, wie eine leichte Feder.
Dann fällt schon die nächste Strähne auf mein Fuß. Und schon komme ich zu den hinteren Haaren.
Als ich fertig bin, blicke ich auf den Boden.
Wie ein Halbkreis liegen dunkelrote, glänzende Haare um meine Füße.
Doch jetzt sehe ich tatsächlich aus wie eine wilde Frau, auf der Suche nach Freiheit, die bereit ist um ihr Leben zu kämpfen, egal ob in einem Palast oder in der freien Wildnis.
Ich sehe wie die Frau aus, die keine Angst vor dem Schicksal hat und nicht mit dem Atmen aufhört, sobald ein kleiner Funke, zum Geheimnis ihres Lebens wird.
Diese Frau möchte ich sein. Für immer!
Und nichts kann mich davor aufhalten.
Keine kaltblütige Ehe, die eigentlich zu den Wünschen anderer stattfand und auch keine strenge, adelige Familie von der ich leider komme.
Fröhlich springe ich zur Kommode und öffne eilig die unterste Schublade.
Bunte Tücher in hellen und dunklen Farben fallen heraus, als ich meine Hand hineinstecke.
"Nimm einfach das Buch un verschwinde!" befehle ich mir, als meine Finger den weichen Einband berühren.
Ich zucke nicht zusammen, wie damals, als ich noch ratlos durch die Flure des Schlosses geirrt bin. Und diesmal klopft mein Herz nicht vor Todesangst, sondern vor dem Drang, der mich in die ewige Freiheit bringen will. Ich habe ja auch gar nichts zu befürchten.
Vorsichtig greife ich nach dem Buch und stecke es unter meinen Arm.
Jetzt beginne ich doch zweifelnd zu zittern. Wird mein Plan funktionieren? Egal! Mir kann nichts passieren! Selbst wenn jeder einzelne Mensch davon erfährt.
Sie werden mir nichts tun können. Mein Blick fällt auf die Balkontür. Meine Freiheit!
- Sie ist nur 10 Schritte von mir entfernt.
Ich setzte meinen linken Fuß nach vorne. Langsam, sanft und entspannt.
- Noch neuen Schritte.
Ich weiß, dass ich das tun will. Es wird mein ganzes Leben verändern.
- Acht Schritte.
Mein Leben wird zum ersten Mal fantastisch sein.
- Sieben Schritte.
Mein Blick schweift über die großen Marmorsäulen. Ich hasse Marmor! Es wirkt zu luxuriös und langweilig zugleich. Es ist etwas vollkommen normales für alle adeligen dieser großen Welt. Im Klartext, es ist nichts besonderes.
- Sechs Schritte bis zum Balkon. Sechs Schritte bis zur Freiheit.
Ich denke angestrengt über mein Leben nach. Geboren wurde ich von zwei Menschen in Paris.
Ich habe zwei ältere Brüder, die genauso sind wie sie. Langweilig und arrogant.
- Fünf Schritte
Sie haben mich noch nie so akzeptiert wie ich bin. Sie haben mich immer und überall kritisiert.
- Vier Schritte
Ich hatte einen Privatlehrer, der nicht besser war. Ständig musst ich irgendwelche Regeln befolgen, die für eine "adelige Dame" angebracht waren. Egal, wie dumm oder schrecklich diese Gesetze sind, ich musste mit ihnen leben. Nicht rülpsen! Freundlich zu allen sein! Respektvoll zu den anderen, "adeligeren Menschen" sein! Immer nur Lächeln, selbst wenn du mit Essen beworfen wirst oder jemand vor deinen Augen getötet wird.
- Nur noch drei Schritte.
"Sei Gehorsam Vasilisa!" äffe ich meiner Mutter nach und streiche mein kurzes Haar nach hinten. "Höre auf die adeligen Menschen!" Die Stimme meines Vater brummt durch meinen Kopf. "Höre auf, deine Brüder zu unterbrechen und spiel nicht mit diesen armen Kindern!" Ich kreische vor Wut. Es ist mir egal ob mich jemand hört oder nicht. Bald bin ich weg.
Bald ist die "königliche Schaufensterpuppe" weg!
- Zwei Schritte
Ich werde meine Vergangenheit und das Leben hier niemals vollständig vergessen. Doch ich werde weiterleben, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Ich werde mit frohem Herzen niemanden zeigen wer ich bin.
Nur noch ein Schritt bis zu meiner Freiheit.
Der letzte Schritte in diesem Raum. Im Palast. Der letzte Fußstampfer vor meiner Freiheit.
Ich öffne die Tür und hüpfe hinaus.
Lächelnd renne ich einige Schritte nach vorne, bis zum Ende des Balkones.
Unter mir liegt ein kleiner See. Schön, ruhig und klar. Dahinter sehe ich den meilenweiten Wald. "Willkommen zuhause!" flüster ich und werfe elegant das Buch in das Wasser. Egal, ob es jemand findet oder nicht. Niemand wird mich verdächtigen und verurteilen.
Ich trage auch keine Schuld daran. Sondern sie!
Nur sie allein ist schuld und möchte mir alles in die Schuhe schieben. Doch das lasse ich mir nicht gefallen! Aber wie kann ich nur damit leben?
Sie hat Jack`s Bruder getötet und nur deswegen habe ich einen Grund frei zu sein. Jack, weiß noch nichts von allem, doch dabei ist er der einzige, der mir nie etwas getan hat.
Vielleicht liebe ich ihn doch. Aber es ist besser so.
Das Buch versinkt. Ich werde es nie wieder sehen. Na und? Als ob ich es brauchen würde.
Im Gegenteil! Ich bin jetzt nicht mehr gefangen. Ich bin frei!
Zwei Meter unter mir ruht der See. Sanft schließe ich meine Augen und breite meine Arme aus. Wind weht auf meine kahle Haut, während einige Vögel zwitschern.
"Los!" jubel ich und stoße mich ab.
Als ich meine Augen öffne ist um mich herum Wasser. Ich sehe nur verschwommene Umrisse von Pflanzen.
Glücklich schwimme ich nach oben und ringe voller Freude nach Luft.
Die einzigartige, kalte Frische tut so gut. Sie ist so fantastisch. Besser als alles andere dieser Welt. Die tausend Blasen meiner damaligen Schuhe fühle ich nicht mehr. Der Schmrez ist weg. Für einen kurzen Moment tausche ich unter. Es tut so gut.
Es ist so schön. "Ich hätte das vor Jahren tun sollen!" lache ich und lasse mich etwas treiben. Der See ist voller Glück und Frieden und Freiheit. Freiheit! Sofort schwimme ich aus dem frischen, kühlen Wasser.
Meine zitternden Hände tasten aufgeregt nach dem frischen, grünen Graß. Ich jubele vor Freude. So leise wie ich nur kann.
Neugierig hüpfe ich in den Wald. Ich hüpfe immer weiter. Die gigantischen Bäume werfen einen großen Schatten auf mich, je tiefer ich bin. Nach mehreren Stunden, an einer Wiese mit einem Fluss und einem See sehe ich einen Himbeerstrauch und einen Apfelbaum. Außerdem noch eine nicht ganz so alte Hütte.
Hier kann ich für eine Weile bleiben. Vermutlich muss ich auch jagen lernen, doch das macht mir nichts aus. Mein Blick fällt auf einen Baum. Er ist gigantisch, größer als die anderen und dazu leicht zu beklettern.
Ich bin noch nicht ganz müde, also greife ich nach einem dicken Ast und ziehe mich nach oben. Vom Nachbarbaum pflücke ich mir einen roten Apfel und esse ihn hastig auf, bevor ich weitermache.
Mit der Zeit wird es windiger, doch ich höre nicht auf. Nichts kann mich aufhalten. Nichts!
Die Äste beginnen sich zu biegen. Blätter fallen auf meine Stirn. Doch ich kann noch nichts sehen. Ich muss weiter hoch. Jetzt oder nie!
Meine Arme zittern vor Neugier. Wie groß ist der Wald? Wie weit bin ich schon gelaufen?
Dann komme ich an. Die unendlich vielen Bäume des Waldes breiten sich in allen Seiten aus.
Die Sonne ist über mir am Himmel. Wie früh bin ich losgelaufen?
Der Palast ist nicht mehr zu sehen. Suchen sie nach mir? Sie werden mich aber nie finden!
Es gibt dafür nur einen Grund. "Ich bin frei!" schreie ich fröhlich und mit aller erdenklichen Kraft.
Meine Stimme ist lauter und fester den je. Sie ist wild und stark. Und alles was ich hasse oder doch noch mochte ist fort. Für die Ewigkeit. Es wird mich nicht finden oder einfangen, denn ich bin schneller. Im Klartext:
ICH BIN FREI!
An manchen winterlichen Tagen könnte ich mich sogar ganz entspannt sonnen. Warum haben Leute wie ich einen ganzen Schrank voller warmen, dicken, weichen, schweren und schönen Mänteln, wenn wir sie sowieso selten benutzen. Außerdem bin ich selten gereist. Meisten nur quer durch das Land, aber nirgendwohin wo es kälter oder wärmer ist.
Seufzend laufe ich zum Spiegel und beobachte mich kritisch. In mir sehen alle eine junge Königin, doch das will ich nicht sein. Ich sehe auch nicht einmal so aus wie eine. Eher wie ein junges Stadtmädchen am Morgen. Meine dunkelroten Haare hängen reizlos und gelangweilt an meinen Kopf. Vielleicht sollte ich einen Zopf flechten. Das wäre zu brav.
Ich kann kaum eine meiner Lieblingsfrisuren nehmen. Alle werden mich erkennen.
Sanft schließe ich meine Augen und taste vorsichtig nach einer Schere.
Meine Hand umfasst ruhig das scharfe Gestell und ich habe auch keine Angst.
Nichts kann mich aufhalten das zu tun! Niemand hat mir befohlen das zu tun. Ich öffne meine Augen und starre direkt in mein Spiegelbild. Grüne, katzenähnliche Augen, eine kurze Nase, hohe Wangenknochen, eine breite Stirn über meinen langen Lippen mit meinen roten Locken. Niemand zwingt dieses Mädchen das zu tun!
Ich nehme einen tiefen Atemzug. Eigentlich weiß keine was ich vorhabe.
Bald wird es anders sein, doch dann bin ich frei!
Dann bin ich in den weiten, endlosen Wäldern ohne Gesetzen und Regeln. "Ich tue das nicht weil ich muss," sage ich mit klarer, fester Stimme zu mir selbst und blinzle mehrmals, "Ich tue es, weil ich es so will!"
Lächelnd lasse ich eine Haarsträhne durch zwei meiner Finger gleiten, bevor ich sie zur Hälfte abschneide. Jetzt reicht sie mir nur noch bis zum Kinn, doch ich werfe keinen Blick darauf, sondern mache weiter.
Als ich die nächste Haarlocke abschneide, gleitet sie auf den Boden, wie eine leichte Feder.
Dann fällt schon die nächste Strähne auf mein Fuß. Und schon komme ich zu den hinteren Haaren.
Als ich fertig bin, blicke ich auf den Boden.
Wie ein Halbkreis liegen dunkelrote, glänzende Haare um meine Füße.
Doch jetzt sehe ich tatsächlich aus wie eine wilde Frau, auf der Suche nach Freiheit, die bereit ist um ihr Leben zu kämpfen, egal ob in einem Palast oder in der freien Wildnis.
Ich sehe wie die Frau aus, die keine Angst vor dem Schicksal hat und nicht mit dem Atmen aufhört, sobald ein kleiner Funke, zum Geheimnis ihres Lebens wird.
Diese Frau möchte ich sein. Für immer!
Und nichts kann mich davor aufhalten.
Keine kaltblütige Ehe, die eigentlich zu den Wünschen anderer stattfand und auch keine strenge, adelige Familie von der ich leider komme.
Fröhlich springe ich zur Kommode und öffne eilig die unterste Schublade.
Bunte Tücher in hellen und dunklen Farben fallen heraus, als ich meine Hand hineinstecke.
"Nimm einfach das Buch un verschwinde!" befehle ich mir, als meine Finger den weichen Einband berühren.
Ich zucke nicht zusammen, wie damals, als ich noch ratlos durch die Flure des Schlosses geirrt bin. Und diesmal klopft mein Herz nicht vor Todesangst, sondern vor dem Drang, der mich in die ewige Freiheit bringen will. Ich habe ja auch gar nichts zu befürchten.
Vorsichtig greife ich nach dem Buch und stecke es unter meinen Arm.
Jetzt beginne ich doch zweifelnd zu zittern. Wird mein Plan funktionieren? Egal! Mir kann nichts passieren! Selbst wenn jeder einzelne Mensch davon erfährt.
Sie werden mir nichts tun können. Mein Blick fällt auf die Balkontür. Meine Freiheit!
- Sie ist nur 10 Schritte von mir entfernt.
Ich setzte meinen linken Fuß nach vorne. Langsam, sanft und entspannt.
- Noch neuen Schritte.
Ich weiß, dass ich das tun will. Es wird mein ganzes Leben verändern.
- Acht Schritte.
Mein Leben wird zum ersten Mal fantastisch sein.
- Sieben Schritte.
Mein Blick schweift über die großen Marmorsäulen. Ich hasse Marmor! Es wirkt zu luxuriös und langweilig zugleich. Es ist etwas vollkommen normales für alle adeligen dieser großen Welt. Im Klartext, es ist nichts besonderes.
- Sechs Schritte bis zum Balkon. Sechs Schritte bis zur Freiheit.
Ich denke angestrengt über mein Leben nach. Geboren wurde ich von zwei Menschen in Paris.
Ich habe zwei ältere Brüder, die genauso sind wie sie. Langweilig und arrogant.
- Fünf Schritte
Sie haben mich noch nie so akzeptiert wie ich bin. Sie haben mich immer und überall kritisiert.
- Vier Schritte
Ich hatte einen Privatlehrer, der nicht besser war. Ständig musst ich irgendwelche Regeln befolgen, die für eine "adelige Dame" angebracht waren. Egal, wie dumm oder schrecklich diese Gesetze sind, ich musste mit ihnen leben. Nicht rülpsen! Freundlich zu allen sein! Respektvoll zu den anderen, "adeligeren Menschen" sein! Immer nur Lächeln, selbst wenn du mit Essen beworfen wirst oder jemand vor deinen Augen getötet wird.
- Nur noch drei Schritte.
"Sei Gehorsam Vasilisa!" äffe ich meiner Mutter nach und streiche mein kurzes Haar nach hinten. "Höre auf die adeligen Menschen!" Die Stimme meines Vater brummt durch meinen Kopf. "Höre auf, deine Brüder zu unterbrechen und spiel nicht mit diesen armen Kindern!" Ich kreische vor Wut. Es ist mir egal ob mich jemand hört oder nicht. Bald bin ich weg.
Bald ist die "königliche Schaufensterpuppe" weg!
- Zwei Schritte
Ich werde meine Vergangenheit und das Leben hier niemals vollständig vergessen. Doch ich werde weiterleben, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Ich werde mit frohem Herzen niemanden zeigen wer ich bin.
Nur noch ein Schritt bis zu meiner Freiheit.
Der letzte Schritte in diesem Raum. Im Palast. Der letzte Fußstampfer vor meiner Freiheit.
Ich öffne die Tür und hüpfe hinaus.
Lächelnd renne ich einige Schritte nach vorne, bis zum Ende des Balkones.
Unter mir liegt ein kleiner See. Schön, ruhig und klar. Dahinter sehe ich den meilenweiten Wald. "Willkommen zuhause!" flüster ich und werfe elegant das Buch in das Wasser. Egal, ob es jemand findet oder nicht. Niemand wird mich verdächtigen und verurteilen.
Ich trage auch keine Schuld daran. Sondern sie!
Nur sie allein ist schuld und möchte mir alles in die Schuhe schieben. Doch das lasse ich mir nicht gefallen! Aber wie kann ich nur damit leben?
Sie hat Jack`s Bruder getötet und nur deswegen habe ich einen Grund frei zu sein. Jack, weiß noch nichts von allem, doch dabei ist er der einzige, der mir nie etwas getan hat.
Vielleicht liebe ich ihn doch. Aber es ist besser so.
Das Buch versinkt. Ich werde es nie wieder sehen. Na und? Als ob ich es brauchen würde.
Im Gegenteil! Ich bin jetzt nicht mehr gefangen. Ich bin frei!
Zwei Meter unter mir ruht der See. Sanft schließe ich meine Augen und breite meine Arme aus. Wind weht auf meine kahle Haut, während einige Vögel zwitschern.
"Los!" jubel ich und stoße mich ab.
Als ich meine Augen öffne ist um mich herum Wasser. Ich sehe nur verschwommene Umrisse von Pflanzen.
Glücklich schwimme ich nach oben und ringe voller Freude nach Luft.
Die einzigartige, kalte Frische tut so gut. Sie ist so fantastisch. Besser als alles andere dieser Welt. Die tausend Blasen meiner damaligen Schuhe fühle ich nicht mehr. Der Schmrez ist weg. Für einen kurzen Moment tausche ich unter. Es tut so gut.
Es ist so schön. "Ich hätte das vor Jahren tun sollen!" lache ich und lasse mich etwas treiben. Der See ist voller Glück und Frieden und Freiheit. Freiheit! Sofort schwimme ich aus dem frischen, kühlen Wasser.
Meine zitternden Hände tasten aufgeregt nach dem frischen, grünen Graß. Ich jubele vor Freude. So leise wie ich nur kann.
Neugierig hüpfe ich in den Wald. Ich hüpfe immer weiter. Die gigantischen Bäume werfen einen großen Schatten auf mich, je tiefer ich bin. Nach mehreren Stunden, an einer Wiese mit einem Fluss und einem See sehe ich einen Himbeerstrauch und einen Apfelbaum. Außerdem noch eine nicht ganz so alte Hütte.
Hier kann ich für eine Weile bleiben. Vermutlich muss ich auch jagen lernen, doch das macht mir nichts aus. Mein Blick fällt auf einen Baum. Er ist gigantisch, größer als die anderen und dazu leicht zu beklettern.
Ich bin noch nicht ganz müde, also greife ich nach einem dicken Ast und ziehe mich nach oben. Vom Nachbarbaum pflücke ich mir einen roten Apfel und esse ihn hastig auf, bevor ich weitermache.
Mit der Zeit wird es windiger, doch ich höre nicht auf. Nichts kann mich aufhalten. Nichts!
Die Äste beginnen sich zu biegen. Blätter fallen auf meine Stirn. Doch ich kann noch nichts sehen. Ich muss weiter hoch. Jetzt oder nie!
Meine Arme zittern vor Neugier. Wie groß ist der Wald? Wie weit bin ich schon gelaufen?
Dann komme ich an. Die unendlich vielen Bäume des Waldes breiten sich in allen Seiten aus.
Die Sonne ist über mir am Himmel. Wie früh bin ich losgelaufen?
Der Palast ist nicht mehr zu sehen. Suchen sie nach mir? Sie werden mich aber nie finden!
Es gibt dafür nur einen Grund. "Ich bin frei!" schreie ich fröhlich und mit aller erdenklichen Kraft.
Meine Stimme ist lauter und fester den je. Sie ist wild und stark. Und alles was ich hasse oder doch noch mochte ist fort. Für die Ewigkeit. Es wird mich nicht finden oder einfangen, denn ich bin schneller. Im Klartext:
ICH BIN FREI!
... comment